Unser Schularchiv

Dies ist das älteste Foto aus dem Archiv:

Abschlussklasse der Höheren Handelsschule von 1948.

In der Fotogalerie finden sich Fotos ab 1950.

Die Zeit bis 1976

Von der Gründung der Schule 1903 bis zur Einrichtung des Wirtschaftsgymnasiums 1976 von OStD Josef Heim

Gründung der Schule
Die fortschreitende Industrialisierung um die Jahrhundertwende brachte auch der Textilindustrie im Raum Säckingen und damit allgemein der Wirtschaft dieses Gebietes einen bedeutenden Aufschwung. Dies dürfte auch der Grund für den Beschluss des Säckinger Gemeinderats vom 26. Februar 1903 gewesen sein, den Antrag zu stellen, an der Gewerbeschule Säckingen eine Handelsschulabteilung einzurichten. Diesem Antrag wurde dann von dem damals hierfür zuständigen großherzoglich badischen Innenministerium mit Erlass vom 04. September 1903 (Nr. 35370) stattgegeben. Somit kann das Jahr 1903 als Gründungsjahr der Handelsschule Säckingen betrachtet werden. Der Name Handelsschule war damals für eine berufsbegleitende kaufmännische Teilzeitschule (Kaufmännische Berufsschule) allgemein üblich. Die Schulräume befanden sich in den ersten Jahren im Erdgeschoss des Südflügels des 1879 fertiggestellten Volksschulgebäudes (heute: Hindenburgschule). Der Unterricht dürfte, wie damals bei Berufsschulen allgemein üblich, am Sonntagvormittag bis zum Beginn des Hauptgottesdienstes abgehalten worden sein, damit die Lehrlinge wochentags keine Arbeitszeit in den Betrieben verlieren. Alte Säckinger erinnern sich noch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg an einen Handelslehrer Piehler. 1914 wurden der Schule in dem der Volksschule gegenüberliegenden Gebäude Schulhausstraße 8 (heute: Haus Winterer) Schulräume zur Verfügung gestellt.


Umzug in die Mumpferfährstraße
Im Jahr 1919 wurde die Schule in das Gebäude der ehemaligen Seidenstoffweberei Marthaler in der Mumpferfährstraße (heute: Mode Monte Carlo, v. Ehr, Strickwaren) verlegt, wobei der Handelsschulabteilung das Erdgeschoss und der Gewerbeschule die oberen Stockwerke zugewiesen wurden. Als ehemaliges Fabrikgebäude konnte aber dieses Haus den Anforderungen eines Schulgebäudes nur sehr bedingt gerecht werden. Noch im Jahr des Umzuges wurde der Schule der Diplom-Handelslehrer Gustav Maier, gebürtig in Villingen, der Schule zugewiesen. Er sollte zunächst als Alleinlehrer (bis 1934) und später als Schulleiter bis 1955 das Gesicht der Schule entscheidend mitgestalten.


Organisatorische Selbstständigkeit der Schule
Inzwischen hatte die Handelsschulabteilung mit über 50 Schülern eine Größe erreicht, dass sie 1921 als Handelsschule selbstständig wurde.


Inflation und Weltwirtschaftskrise
In den zwanziger Jahren stagnierte die Entwicklung der Schule. Inflation und Weltwirtschaftskrise und die damit zusammenhängende gewaltig steigende Arbeitslosigkeit ließen die Schülerzahlen immer mehr zurückgehen. Dies hatte zur Folge, dass schließlich zu Beginn der dreißiger Jahre die jungen Handelsschulassessoren (so die damalige Berufsbezeichnung) nach dem zweiten Staatsexamen ausnahmslos aus dem Schuldienst entlassen wurden. Um diesem Notstand künftig vorzubeugen, wurden schließlich keine neuen Referendare mehr in den Handelsschuldienst aufgenommen. Ich selbst war nach meinem Hochschulexamen zwei Jahre lang Betroffener dieser Aufnahmesperre.


Aufbau berufsvorbereitender Vollzeitschulen
Nachdem infolge der Wirtschaftskrise die Lehrlingszahlen und damit die Schülerzahlen der Berufsschulen immer mehr zurückgingen, waren überall noch ungenützte Bildungskapazitäten vorhanden. So wurde 1925 die badische Fachschulverordnung erlassen, welche den Aufbau beruflicher Vollzeitschulen mit täglichem Unterricht regelte. Auf der Basis dieser Verordnung entstanden bald überall in größeren Städten die zweijährigen Höheren Handelsschulen als berufsvorbereitende Vollzeitschulen, die sich bald bewährten und großer Beliebtheit erfreuten. Als weiterer Aufbau in dieser Richtung entstand schon 1926 in Freiburg das erste Wirtschaftsgymnasium unter der Bezeichnung Oberhandelsschule und später Wirtschaftsoberschule. So war das badische Land bald mit einem flächendeckenden Netz beruflicher Vollzeitschulen überzogen, so dass Baden zusammen mit Sachsen ein für das Deutsche Reich vorbildliches Handelsschulwesen besaß.


Gründung der Höheren Handelsschule Säckingen
Nachdem 1936 nach langen Jahren erstmals wieder Referendare in den badischen Handelsschuldienst aufgenommen worden waren und damit die Frage des Lehrermangels einer Lösung näher kam, stellte auf Anregung des Schulleiters Gustav Maier der Gemeinderat von Säckingen unter seinem damaligen Bürgermeister Ernst Griesser den Antrag, in Säckingen eine Höhere Handelsschule einzurichten. Diesem Antrag wurde im Jahre 1938 stattgegeben, nachdem die Stadt als Schulträger durch einen Anbau an das alte Schulgebäude in Einfachstbauweise die zunächst erforderlichen zwei Schulräume zur Verfügung gestellt hatte.


Der neue Landkreis Säckingen wird Schulträger
Mit der neuen Landkreisordnung wurde 1939 der bisherige Amtsbezirk Säckingen in den Landkreis Säckingen umgewandelt, der sich zwischen Albtal und Wehratal erstreckte, im Süden begrenzt vom Rhein zwischen Albbruck und Rheinfelden und im Norden vom Gebiet um Todtmoos. Gleichzeitig wurden die neuen Landkreise Schulträger für die berufsbildenden Schulen. Diese Neuordnung sollte sich bald für die berufsbildenden Schulen als sehr günstig erweisen; mussten sie sich doch bisher im Hinblick auf die räumliche Unterbringung mit den „abgelegten Kleidern der älteren Geschwister“ (Volksschulen und Gymnasien) abfinden.


Die Schule im zweiten Weltkrieg
Die neue Höhere Handelsschule war rasch gut angelaufen, so dass sich die Gesamtschülerzahl auf 225 Schüler in 9 Klassen erhöhte. So war auch die Zahl der Lehrkräfte durch verschiedene Neuzugänge auf 6 angestiegen, als schließlich im Sommer 1939 die Entwicklung durch Ausbruch des zweiten Weltkrieges jäh unterbrochen wurde. Schon in den ersten Kriegstagen wurden auch die ersten Lehrkräfte zum Kriegsdienst eingezogen. Dieses Schicksal ereilte auch bald die übrigen männlichen Lehrer. So konnte der Unterricht nur noch behelfsmäßig von den verbliebenen zwei weiblichen Lehrkräften aufrecht erhalten werden. Erfreulicherweise konnten nach Kriegsende die meisten eingezogenen Lehrer heil aus dem Krieg zurückkehren. Nur ein Lehrer, Handelsschulassessor Fritz Grimm, geboren 1908 in Untermünstertal, wurde Opfer dieses sinnlosen Krieges.


Die Nachkriegsjahre
Der Kriegsausgang mit der Besetzung durch die französischen Truppen brachte auch eine innerpolitische Neuorganisation mit sich. Der französisch besetzte südliche Teil des alten Landes Baden wurde von dem amerikanisch besetzten Nordteil getrennt und mit der Bezeichnung Baden ein selbständiges Land mit dem Regierungssitz in Freiburg gebildet. Der Neuaufbau des Schulwesens im neuen Land nahm längere Zeit in Anspruch und wurde noch durch die sich lang hinziehenden Entnazifizierungsverfahren für die Lehrkräfte verzögert. So konnte erst 1946/47 der Unterricht in eingeschränktem Maße und zögernd wieder aufgenommen werden. Zudem wurde von den Franzosen der Gebrauch jeglicher Schulbücher aus der Nazizeit strengstens verboten, und an den Druck neuer Schulbücher war vorerst aus Papiermangel keineswegs zu denken. So war auch kein Schreibpapier zu erhalten. Es ist heute kaum noch vorstellbar, wie unter diesen widrigen Umständen ohne Bücher und Schreibpapier überhaupt ein Unterricht gehalten werden konnte. Als weitere Kriegsfolge war der Eisenbahn- und Omnibusverkehr so stark eingeschränkt, so dass nur morgens und abends Züge und Busse verkehrten. So mussten die auswärtigen Schüler, soweit sie nicht mit dem Fahrrad nach Säckingen fahren konnten, den ganzen Tag in Säckingen verbringen. Infolge der allgemeinen Lebensmittelknappheit mussten sie sich tagsüber mit mitgebrachten Broten selbst verpflegen. Sie waren schon froh, wenn sie am Mittag in irgendeinem Gasthaus einen Teller Suppe erhalten konnten. Der Kakao, der eine Zeitlang in der großen Pause auf Grund einer Stiftung der benachbarten Schweiz ausgegeben werden konnte, war daher sehr willkommen. Allmählich kam nach der Währungsreform 1948 die deutsche Wirtschaft wieder in Gang, so dass die Schülerzahlen wieder anstiegen und die ersten neuen Schulbücher erscheinen konnten. Aber jetzt machte sich der Lehrer- und Raummangel immer stärker bemerkbar. So mussten die Stundentafeln notgedrungen auf ein kaum noch verantwortbares Maß gekürzt werden. Gleichzeitig wurden von dieser Zeit an die Aufgaben für die schriftliche Abschlussprüfung der Kaufmännischen Berufsschule landeseinheitlich zentral gestellt, da diese Prüfung gleichzeitig als schriftlicher Teil der Kaufmannsgehilfenprüfung anerkannt wurde. Nur durch zusätzliche freiwillige Abendkurse war es möglich, die Schüler auf diese Prüfung vorzubereiten.


Schulhausneubau
Nachdem der Raummangel der Schule immer größer wurde und das alte Schulhaus sich in einem baulich desolaten Zustand befand (Ofenheizung in allen Räumen) und vor allem auch die sanitären Verhältnisse nicht mehr tragbar waren, beschloss der Kreistag am 05. Juli 1952, die Errichtung eines neuen Schulhauses in die Wege zu leiten. Gleichzeitig sollten durch einen entsprechenden Anbau Räume für die Hauswirtschaftlichen Schulen geschaffen werden. Zunächst wurde als Bauplatz ein Raum zwischen Bergseestraße und Rippolinger Straße angekauft. Mit der Planung und Bauausführung wurde Baudirektor Linde, Freiburg, beauftragt. Noch 1953 wurde mit dem Bau begonnen und am 12. Januar 1954 konnte bereits das Richtfest gefeiert werden. Nach Fertigstellung des Innenausbaus im Laufe des Jahres 1954 wurde am 20.01.1955 mit einer Einweihungsfeier in Anwesenheit des Regierungspräsidenten Dr. Waeldin die Schule ihrer Bestimmung übergeben. Damit war nach dem Krieg der erste Schulhausneubau in Säckingen errichtet worden. Er umfasste 10 Klassenzimmer, ein Schreibmaschinenzimmer, einen Raum für Physik- und Chemieunterricht sowie die erforderlichen Neben- und Verwaltungsräume und die Räume für die Hauswirtschaftliche Schule. Damit war ein lang gehegter Wunsch von Lehrern und Schülern in Erfüllung gegangen, endlich einmal ein eigenes Schulhaus zu besitzen, das sich mit seinen lichtdurchfluteten freundlichen Räumen auch bald als sehr zweckdienlich erweisen sollte. Dazu blieben die Baukosten mit rund 1,6 Millionen DM nach damaligen Verhältnissen in vertretbarem Rahmen.


Berufsfachschuldirektor Gustav Maier tritt in den Ruhestand
Mit Ende des Schuljahres 1954/55 trat Berufsfachschuldirektor Gustav Maier nach Erreichung der Altersgrenze und nach 36-jähriger Tätigkeit an den Kaufmännischen Schulen Säckingen in den Ruhestand. Nachdem er in diesen langen Jahren die Entwicklung der Schule wesentlich mitgestaltet hatte, wurde er von Landrat Bischoff feierlich verabschiedet. In Anbetracht des starken Lehrermangels unterrichtete er aber freiwillig weiterhin als Vertragslehrer mit einem halben Deputat bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1958 im Alter von 68 Jahren.


Studienrat Josef Heim neuer Schulleiter
Mit Wirkung vom 02. April 1955 wurde der seit 1939 an der Schule tätige Studienrat Josef Heim mit der Führung der Geschäfte des Schulleiters beauftragt.


Neugestaltung der Kaufmännischen Berufsfachschulen
Mit Beginn des Schuljahres 1955/56 wurde die Kaufmännische Berufsfachschule organisatorisch umgestaltet. Der bisher zweijährigen Höheren Handelsschule wurde für die Volksschulabsolventen eine Vorklasse vorgeschaltet. In dieser wurden vor allem allgemeinbildende Fächer (Deutsch, Englisch, Mathematik) unterrichtet. Sie galt gleichzeitig als Probejahr für den weiteren Besuch der Höheren Handelsschule, die einen mittleren Bildungsabschluss („Mittlere Reife“) vermittelte. Daneben wurde eine zweijährige Handelsschule eingerichtet, deren Lehrplan neben den kaufmännischen Fächern Unterricht in Deutsch, Geschichte und nur einer Fremdsprache (Englisch) umfasste. Diese Schule sollte ausschließlich der Vorbereitung für einen kaufmännischen oder Verwaltungsberuf dienen. Bei Absolventen der Höheren Handelsschule wurde eine anschließende Lehrzeit um ein Jahr und bei Absolventen der Handelsschule um ein halbes Jahr verkürzt. Die neue Form der Höheren Handelsschule mit Vorklasse bewährte sich sehr rasch, wobei die Leistungskurve der Schüler einen deutlichen Aufwärtstrend aufwies. Hierbei zeigte sich vor allem, dass vorwiegend die Schüler aus den kleinen Hotzenwaldgemeinden sich durch besondere Leistungen hervortaten. Gerade sie bewiesen eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft und eine besondere Konzentrationsfähigkeit.


Immer mehr steigende Schülerzahlen und wachsende Raumnot
In den fünfziger Jahren stiegen die Schülerzahlen – wohl auch bedingt durch das sogenannte Wirtschaftswunder – von Jahr zu Jahr mehr an. Eines besonders starken Zugangs erfreute sich die Höhere Handelsschule, die mehrmals mit drei Parallelklassen geführt werden musste. Als Folge davon zeichnete sich schon bald, kaum zehn Jahre nach Fertigstellung des neuen Schulhauses, ein wachsender Raummangel ab. Um diesem Mangel wenigstens etwas abzuhelfen, wurde die Landwirtschaftliche Berufsschule mit einem Klassenzimmer in den inzwischen entstandenen Neubau der Gewerbeschule verlegt. Außerdem trat die Hauswirtschaftliche Berufsschule ein Klassenzimmer ab. Zeitweise wurde auch der Physik- und Chemiesaal als Klassenzimmer benutzt. Zusätzlich wurde das zweite Schreibmaschinenzimmer in ein Klassenzimmer umgewandelt. Da aber trotz der immer weiter steigenden Schülerzahlen und des damit noch größer werdenden Lehrermangels keine neuen zusätzlichen Klassen gebildet werden durften, blieb als einziger Ausweg nur die Bildung von übergroßen Klassen. So wurde ein Jahr lang die Vorklasse mit 48 Schülern geführt. Diese Klasse konnte nur durch Öffnung der Schiebewand zwischen zwei Klassenzimmern in dem dadurch entstehenden Saal untergebracht werden. So erreichte die Schule schließlich 1966 mit 700 Schülern einen Höchststand seit ihrem Bestehen. Da der Lehrermangel jedoch weiterhin anhielt und immer größer wurde, konnte der Schulbetrieb nur durch einschneidende Kürzungen der Stundentafel aufrecht erhalten werden. Umso erfreulicher war es, dass auch weiterhin die Prüfungsergebnisse bei landeseinheitlicher Aufgabenstellung als durchschnittlich sehr zufriedenstellend bezeichnet werden konnten; ein Umstand, der Lehrern und Schülern ein gutes Zeugnis ausstellt.


Neugestaltung und Vereinheitlichung des berufsbildenden Schulwesens
Im Zug der Neugestaltung und Vereinheitlichung des berufsbildenden Schulwesens liefen vom Schuljahr 1967/68 ab die bisherige dreijährige Höhere Handelsschule und die Handelsschule aus. An ihre Stelle trat die zweijährige Wirtschaftsschule, deren Unterrichtsstoff in den Grundzügen dem der bisherigen Höheren Handelsschule entspricht. Voraussetzung für ihren Besuch ist das Abschlusszeugnis des A-Kurses der Hauptschule oder das Versetzungszeugnis nach Klasse 10 eines Gymnasiums oder einer Realschule. Mit dem Auslaufen der dreijährigen Höheren Handelsschule ist damit leider eine Schulart verschwunden, die sich nach übereinstimmender Ansicht aller Lehrer und Schüler hervorragend bewährt hat, für die aber nach Einführung des 9. Pflichtschuljahres an der Hauptschule im kaufmännischen Schulwesen kein Platz mehr war.


Telekollegschule
Als im Jahr 1969 beim Südwestfunk das Telekolleg Südwest anlief, wurden die Kaufmännischen Schulen Säckingen vom Oberschulamt Freiburg mit der Einrichtung einer Telekollegschule beauftragt. Mit dem Telekolleg soll Interessenten mit abgeschlossener Berufsausbildung die Möglichkeit geboten werden, in einem zweijährigen Lehrgang die Fachschulreife (sog. “Mittlere Reife“) zu erwerben. Die Aufgabe der Telekollegschule bestand darin, die nach den einzelnen Sendungen auszufüllenden Prüfungsbogen der Teilnehmer zu korrigieren und an den Kollegabenden bei den Sendungen noch offen gebliebenen Fragen zu klären sowie die Abschlussprüfungen durchzuführen. Neben Lehrkräften der eigenen Schule unterrichteten weitere Lehrer der Gymnasien Säckingen und Rheinfelden und der Gewerbeschule Säckingen. Nachdem sich zu Beginn des Lehrgangs 41 Teilnehmer im Alter zwischen 16 und 46 Jahren angemeldet hatten, hielten lediglich 17 bis zum Abschluss im Jahre 1971 durch, die dann aber alle die Abschlussprüfung bestanden, so dass ihnen das Zeugnis der Fachschulreife ausgehändigt werden konnte. Die Ausfallquote erscheint auf den ersten Blick sehr hoch. Sie ist aber im Hinblick auf die Schwierigkeiten beim Empfang der Sendungen und der Berufstätigkeit sowie das hohe Durchschnittsalter der Kollegiaten leicht zu erklären. Die Erfolgsquote in Säckingen lag sogar im Landesdurchschnitt recht hoch.


Schulentwicklungsplan II
Als 1969 Otto Bischoff, in dessen Amtszeit als Landrat der Schulneubau an der Bergseestraße erstellt wurde, nach Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand trat, wurde Otto Leible zu seinem Nachfolger gewählt. Schon beim ersten Besuch des neuen Landrats in der Schule nahm er die Anregung des Schulleiters auf, die Einrichtung eines Wirtschaftsgymnasiums in Säckingen in die Wege zu leiten. Durch eine Erhebung ließ sich feststellen, dass bereits zahlreiche Schüler aus dem Einzugsgebiet der Säckinger Schule die Wirtschaftsgymnasien in Lörrach und Waldshut besuchten. Daher stellte am 13. Januar 1971 der Kreistag auf einstimmigen Beschluss den Antrag auf Einrichtung eines Wirtschaftsgymnasiums in Säckingen. Dieser Antrag sollte vor allem sicherstellen, dass der Säckinger Anspruch auf ein Wirtschaftsgymnasium in den in Vorbereitung befindlichen Schulentwicklungsplan II für die beruflichen Schulen aufgenommen wird. Zur Vorbereitung dieses Planes für die Hochreinregion fand am 01. September 1971 beim Präsidenten des Oberschulamtes Freiburg, Professor Dr. Kindler, eine Besprechung statt. Neben dem damaligen Säckinger Landtagsabgeordneten und späteren Wirtschaftsminister Dr. Rudolf Eberle, der sich sehr für die Entwicklung der Säckinger Schule einsetzte und nach dem daher später auch die Schule benannt wurde, nahmen Landrat Otto Leible, die Fraktionsvorsitzenden des Kreistags und der Schulleiter teil. Nach den Planungen des Oberschulamts waren für die Kaufmännischen Berufsschulen Säckingen Fachklassen für Industrie, Großhandel, Einzelhandel und Verkäufer vorgesehen. Damit wäre die Schule in Säckingen die einzige Schule im Hochrheingebiet gewesen, die nur Schüler aus ihrem Einzugsbereich abgibt, ohne Schüler von anderen Bereichen zu erhalten. Der Anregung, als gewissen Ausgleich dafür in Säckingen wegen seiner zentralen Lage zwischen Lörrach und Waldshut eine Bankfachklasse einzurichten, wurde leider keine Folge geleistet. Dafür sollte Säckingen jedoch ein Wirtschaftsgymnasium erhalten. Zur endgültigen Festlegung des Schulentwicklungsplan II für die Hochrheinregion führte Kultusminister Hahn am 19. Januar 1972 in Säckingen ein Anhörungsverfahren durch, an dem die Landtagsabgeordneten der Region, die Vertreter des Oberschulamts Freiburg, die Schulträger, die Interessenverbände und die Schulleiter teilnahmen. Ein nochmaliger Antrag, in Säckingen eine Bankfachklasse einzurichten, scheiterte am Widerstand des Kreises Lörrach. Erfreulich für Säckingen war, dass der Minister endgültig zusagte, dass das Wirtschaftsgymnasium Säckingen im Schulentwicklungsplan festgeschrieben wird.


Erweiterungsbau für das Wirtschaftsgymnasium
Nachdem nun das Wirtschaftsgymnasium Säckingen in den Schulentwicklungsplan aufgenommen war, galt es, die dafür erforderlichen Schulräume zu schaffen. Schon 1972 wurde daher ein Bauwettbewerb für den Erweiterungsbau für die Kaufmännischen und gleichzeitig auch Hauswirtschaftlichen Schulen ausgeschrieben. Dieser Bau sollte auf dem kreiseigenen Gelände östlich der bisherigen Schule erstellt werden. Die Bauausführung wurde vom Kreistag nach Durchführung des Bauwettbewerbs an Architekt Birkle, Konstanz, vergeben.
Der neue Landkreis Waldshut führt die Baumaßnahmen weiter durch
Im Zuge der allgemeinen Kreisreform wurde mit Wirkung vom 01. Januar 1974 der alte Landkreis Säckingen aufgelöst. Der größte Teil seines Gebietes mit Säckingen wurde dem neuen Landkreis Waldshut zugeschlagen. So wurde dieser mit Landrat Dr. Norbert Nothelfer (später Regierungspräsident von Freiburg) neuer Schulträger. Aber auch er führte die Vorarbeiten für die Einrichtung des Wirtschaftsgymnasiums zügig weiter. So wurde bereits am 08. Januar 1974 auf Beschluss des Kreistags der endgültige offizielle Antrag auf Einrichtung des Wirtschaftsgymnasiums an die Schulbehörde gestellt. Auch die Vorarbeiten für den Erweiterungsbau wurden weitergeführt. Aus Ersparnisgründen beschloss man, ihn mit Fertigteilen auszuführen. Bald aber erwiesen sich weitere Einsparungen als notwendig, zumal etwa zur gleichen Zeit eine neue Gewerbeschule in Waldshut erstellt wurde. Deshalb wurde als weitere Sparmaßnahme der ebenfalls geplante Bau einer Schulsporthalle zunächst einmal zurückgestellt. Die Absicht der Kreisverwaltung, den Wasseranschluss für die einzelnen Klassenzimmer zu streichen, konnte nach heftigem Einspruch des Bauausschusses des Lehrerkollegiums abgewendet werden. Nicht mehr abgewendet werden konnte jedoch trotz heftiger Einsprüche von Seiten der Schule der Plan, für die Kaufmännischen und Hauswirtschaftlichen Schulen ein gemeinsames Sekretariat einzurichten. Desgleichen stieß der Vorschlag der Schule, das Lehrerzimmer auf Kosten anderer Räume zu vergrößern, auf Ablehnung. Dies sollte sich bereits nach einigen Jahren als schlechte und kostenträchtige Entscheidung erweisen. Nachdem am 23. April 1974 mit den Bauarbeiten begonnen worden war, gab schließlich das baden-württembergische Kultusministerium mit Erlass Nr. UB 6111 vom 09.12.1975 die Zustimmung zur Einrichtung des Wirtschaftsgymnasiums Säckingen.

Prof. H. G. Heckmann: Streiflichter aus meiner langjährigen Lehrtätigkeit an der Rudolf-Eberle-Schule

Nachdem ich 1956 an die „Handelsschule“ nach Säckingen versetzt worden war, ging einige Zeit später eine Beschwerde der katholischen Geistlichkeit über mich bei Direktor Heim ein, des Inhalts, dass ich eine ungute Unruhe in die Schule hinein gebracht hätte. Seit ich da sei, wollten die Schüler im Unterricht dauernd diskutieren, und selbst in den Pausen zögen sie noch diskutierend mit mir herum. Ich ließ den mir gegenüber anonym bleibenden Beschwerdeführern ausrichten, dass ich mich durch ihre Kritik in meinem Auftrag, meine Schüler im Sinne des Grundgesetzes zu mündigen Bürgern zu erziehen, ausdrücklich bestätigt fühle und dass im übrigen Jugendliche, die mit 17 Jahren nicht unruhig seien und die nicht kritische Fragen stellten, ihr ganzes Leben lang Spießer und Duckmäuser bleiben würden.
Anfang der 60-er Jahre hielt der von mir sehr geschätzte Dr. Rudolf Eberle, der Namensgeber unserer Schule, in Säckingen einen hoch interessanten Vortrag über die Schiffbarmachung des Hochrheins, wobei er, für die damalige Zeit noch recht ungewöhnlich, auch schon die Belange des Umweltschutzes in seine Überlegungen mit einbezog. Die nachfolgende Diskussion verlief durchweg unsachlich und emotional, etwa mit dem Tenor: Unsere Oma kannte noch keine Hochrheinschifffahrt, also brauchen wir auch keine. Als ich dann, unter dem Beifall einer Abiturklasse des Scheffel-Gymnasiums, einwarf, dass im Zeitalter der Einigung Europas eine solch engstirnige Diskussion dem Niveau des Vortrages in keiner Weise gerecht würde, meldete sich ein für jene Zeit typischer Alt-Säckinger zu Wort und entgegnete, er sei allein schon deswegen gegen eine Schiffbarmachung des Hochrheins, damit nicht noch mehr solche Bolschewisten, wie ich, nach Säckingen kommen würden.
Bei einer Elternversammlung, ebenfalls in den 60-er Jahren, kritisierte der Vater einer Schülerin unsere Schule mit dem Argument, wir seien „eine Schule des Kapitalismus“. Ich bestätigte ihn ausdrücklich mit der Feststellung: „Ja, Sie haben Recht. Wir sind eine Schule des Kapitalismus. Bei uns zählt das geistige Kapital. Wenn sich Ihre Tochter diesem Anspruch ebenso verpflichtet fühlt wie wir Lehrer, ist sie an unserer Schule gut aufgehoben.“ Ich habe selten in einer Elternversammlung so viel Beifall bekommen wie an jenem Abend.
Dass unsere Schüler seinerzeit noch eine gute Grundbildung mitbekommen haben, zeigt die folgende Begebenheit: Ich hatte einen ziemlich schwierigen und renitenten Schüler von hinten in die erste Bankreihe versetzt, um ihn jederzeit unter Kontrolle zu haben. Als ich am nächsten Tag in die Klasse kam, hatte er einen langen blanken Dolch vor sich auf seinem Platz liegen. Ich packte ihn an der Brust: Ich: „Was wolltest du mit dem Dolche, sprich?“ Er: „Die Klass’ vom Tyrannen befrei’n!“ Ich: „Das sollst du am Kreuze bereu’n!“ Für die ganze Klasse war dieses „Theaterstück“, frei nach Schillers „Bürgschaft“, eine Riesen-Gaudi und der betreffende Schüler und ich waren danach die besten Freunde.
Eines Tages gab es in der großen Pause ein fürchterliches Geschrei auf dem Schulhof. Was war los? Ein Schüler, wie stets den Kopf voller Unsinn, hatte eine ganze Dose mit lebendigen Regenwürmern dabei, die er den Mädchen von hinten in die Kleidung steckte. Alle rannten wild durcheinander, um ihm zu entkommen und die, die er erwischt hatte, und die das Gewürm an ihrem Körper spürten, waren in voller Panik. Als ich kam, um diesem wirklich Ekel erregenden Spektakel ein Ende zu machen, ergriff der Schüler die Flucht und wollte sich auf der von mir sonst gemiedenen Jungen-Toilette verstecken; aber ich erwischte ihn dort und gab ihm, um ihn wieder zur Vernunft zu bringen, eine saftige Ohrfeige mit dem Kommentar, dass er mich deswegen gern anschließend verklagen könne. Aber er hatte wohl selber gemerkt, dass er diesmal den Bogen erheblich überspannt hatte. Es war übrigens die einzige Ohrfeige, die ich je als Lehrer ausgeteilt habe. Und ich habe dies nie bereut.
Die folgende Geschichte, aus heutiger Sicht nicht besonders vermerkenswert, ist nur richtig zu verstehen, wenn man sich in die frühen 70-er Jahre zurückversetzt, in denen in vielen Familien das, was die Kinder zu tun und zu lassen hatten, hauptsächlich noch von den Eltern bestimmt wurde. An einem Mittag bekam ich den Anruf des Vaters einer guten Schülerin, der mir erklärte, warum er eine „Stinkwut“ auf mich hätte. Seine Tochter habe bisher stets auf seine Argumente und Ratschläge gehört, aber heute habe sie ihm ganz heftig widersprochen und ihn in der Diskussion so in die Enge getrieben, dass er sich zum ersten Mal mit seiner Meinung nicht habe durchsetzen können. Er sei empört und habe seiner Tochter gesagt: „Dass du so geworden bist, daran ist allein dieser verdammte Heckmann schuld“, und das müsse er doch mal bei mir los werden. Ich habe ihm geantwortet, dass er mir mit seinem Anruf ein großes Kompliment mache und habe ihn zu seiner selbstbewussten und erwachsen gewordenen Tochter beglückwünscht.
In einem Schuljahr hatte ich in der Vollzeitschule einen sehr intelligenten aber völlig verbummelten Schüler. Da es mir stets besondere Freude gemacht hat, solche „schwankenden Gestalten“ auf den Pfad der Tugend zu bringen und aus ihnen alles heraus zu holen, was in ihnen steckt, verließ er unsere Schule nach 2 Jahren mit einem tadellosen Zeugnis und dem Versprechen, das Abitur zu machen und zu studieren. Jahre später traf ich ihn zufällig als Anhalter auf dem Wege zur Uni nach Freiburg. Er erzählte mir dann, dass er mich inzwischen nie mehr besucht hätte, weil er richtig wütend auf mich sei. Damals habe er sein tolles Zeugnis angeschaut und sich gesagt: „Aber das bin ich doch gar nicht!“, und er habe sich daraufhin vorgenommen, künftig wieder richtig herumzugammeln. Das Schlimme, was er dann aber habe feststellen müssen, sei, dass ich ihn, wie er sagte, so gründlich versaut hätte, dass ihm das Herumgammeln überhaupt keinen Spaß mehr mache. So bliebe ihm nichts anderes übrig, als jetzt auch sein Studium zu einem guten Abschluss zu bringen. Nachdem wieder einige Jahre vergangen waren, konnte ich ihn zu seinem ersten Konzert als Solotrompeter beglückwünschen. Als er, nun im eleganten Frack, mich erblickte, mussten wir beide an den „Gammel-Boy“ von einst denken und lachen, und sein Kommentar lautete: „Sie haben mir hier gerade noch gefehlt.“

Zeittafel 1903 – 1976
1903 Beschluss des Säckinger Gemeinderats, der bestehenden Gewerbeschule eine Handelsschulabteilung anzugliedern. Unterricht im Erdgeschoss des 1879 fertiggestellten Volksschulgebäudes (heute Hindenburgschule)
1914 Umzug in die Schulhausstraße 8
1919 Umzug in das Gebäude der ehemaligen Seidenstoffweberei Marthaler, Mumpferfährstraße
Gustav Maier tritt seinen Dienst an der Schule an
1921 Organisatorische Selbständigkeit der Schule
1936 Gründung der Höheren Handelsschule
1939 Landkreis Säckingen löst die Stadt als Schulträger ab
1948 Einführung der zentralen landeseinheitlichen Abschlussprüfung der Kaufmännischen Berufsschule
1952 Schulhausneubau wird beschlossen
1953 Baubeginn
1955 Einweihung des neuen Schulhauses
Gustav Maier tritt als Schulleiter in den Ruhestand
Josef Heim wird Nachfolger
Höhere Handelsschule erhält Vorklasse
Neugründung der zweijährigen Handelsschule
1966 mit 700 Schülern Höchststand seit Bestehen der Schule
1967/68 zweijährige Wirtschaftsschule tritt an die Stelle der Höheren Handelsschule und der Handelsschule
1972 Schulentwicklungsplan II sieht ein Wirtschaftsgymnasium vor
1974 Auflösung des Landkreises Säckingen und Integration in den Landkreis Waldshut
Der neue Landkreis Waldshut wird Schulträger
1974 Am 23. April wird mit den Bauarbeiten für das neue Wirtschaftsgymnasium begonnen
1976 Einweihung des Neubaus neben dem bisherigen Schulgebäude und Einrichtung eines Wirtschaftsgymnasiums
Verabschiedung des Schulleiters Josef Heim nach 37-jähriger Tätigkeit an der Schule

 

Erinnerungen im Jubiläumsjahr 2003

Ulrich Schmidt, Rickenbach: Schulleben in der unmittelbaren Nachkriegszeit

Nachdem ich als sog. „Zeitzeuge“ gebeten wurde, für die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der damaligen Handelsschule Säckingen – heute Rudolf-Eberle-Schule Bad Säckingen – einige Gedanken beizutragen, will ich versuchen, meine Erinnerungen von fast 60 Jahren wiederzugeben.
Ja, ich bin dieser Schule seit 1945 verbunden!

Sehr früh – kurz bevor ich 14 Jahre alt wurde  – starb mein Vater mit 46 Jahren. Meine Mutter holte mich vom Gymnasium Säckingen und sagte: „Du musst jetzt auf die Höhere Handelsschule, denn Du sollst später das Geschäft übernehmen!“. Um das kaufmännische Grundwissen für meinen Beruf als Lebensmittel-Kaufmann zu bekommen, trat ich am 03. Dezember 1945 in diese 2-jährige Vollzeitschule, damals noch in der Mumpferfährstrasse in Säckingen, ein.

Durch die Nachkriegszeit war alles – sowohl für Lehrer als auch für Schüler – nicht einfach. Schon der ausserordentliche Anfang des Schuljahres „im Dezember“  deutet darauf hin. Unser erster Schulleiter, Herr Direktor Maier, sorgte aber väterlich für uns. Für mich als „Hotzenwälder“ war es nicht leicht, von Rickenbach aus überhaupt in die Schule zu kommen, denn nicht immer fuhr ein Postauto. Sehr oft musste ich den Weg von gut 10 km nach Säckingen zu Fuss oder, wenn es ging,  mit dem Fahrrad zurücklegen. Ebenso denselben Weg wieder zurück. Die Postautos – wenn sie denn fuhren – wurden damals mangels Benzin zum Teil mit sogenannten „Holzvergasern“ angetrieben. Zurückblickend aus der heutigen „modernen Zeit“  war das für uns Buben sehr abenteuerlich und gleichzeitig nostalgisch.
Ich erinnere mich auch noch sehr gut daran, wie ich an einem Montag morgen nach einem 2-stündigen Fussweg 10 Minuten zu spät zur ersten Schulstunde kam. Wir hatten Religion beim damaligen Stadtpfarrer Dr. Hugo Hermann, dem späteren Dekan und Ehrendomherr. Er gab mir keinen Verweis, als ich mit Rucksack und Spazierstock ins Klassenzimmer kam, und hatte großes Verständnis für meine schon vollbrachte körperliche Leistung (vielleicht bekam ich deshalb auch eine „eins“ im Fach Religion!). Natürlich waren dies keine „normalen“ Umstände und ich nahm mir – solange diese schwierigen Zeiten anhielten – nach einigen Wochen ein Zimmer in Säckingen.

Die Schule war für mich immer interessant – wir hatten in der Klasse unter den Schulkameraden einen guten Zusammenhalt und in unserem damaligen Klassenlehrer, Dr. Steigert, einen  strengen, aber sehr guten Lehrmeister. Ebenso ist mir der Name der nachfolgenden, neuen Schulleiterin, Frau Studienrätin Rappenecker (Herr Schulleiter Maier ging in Pension), in sehr guter und positiver  Erinnerung.

 

Für mich persönlich war die Schule besonders wertvoll, denn ich schwärmte immer für eine Klassenkameradin, die in den Leistungen etwas vor mir lag, denn sie bekam in den Zeugnissen meistens einen Preis, wo es mir nur für ein Lob reichte. Diese Klassenkameradin, Aloisia Bär, wurde später meine Lebenskameradin und der liebe Gott machte sie 1953 zu meiner Ehefrau. So könnte es geschehen – wenn Gott will – dass wir in diesem Jahr, also im Jahr des 100-jährigen Jubiläums der Kaufmännischen Schule Bad Säckingen, auch noch das große Glück haben und unsere Goldene Hochzeit feiern können.

Vielleicht darf ich hier noch einen „Traum“, den ich 1945 beim Beginn meiner „Handelsschulzeit“ an einem Sonntag Nachmittag in einer Musestunde hatte, erzählen. Der Leser dieser Zeilen muss sich vergegenwärtigen , dass es Ende des Zweiten Weltkrieges war und das wirtschaftliche Leben am Boden lag.
Wir hatten damals in unserem Geschäft in Rickenbach einen Jahresumsatz von 50.000.- Reichsmark. Ich setzte mir in meinem „Traum“ zum Ziel, dahinter noch eine „Null“ zu bekommen, also daraus einen Jahresumsatz von 500.000,- zu machen. Ebenso hatte ich ein Fahrrad. Ich wollte es aber doch zu einem Motorrad bringen.

Am 21. Juni 1948 kam die Währungsreform und nach und nach stellte sich auch im armen, notstandsgeprägten Hotzenwald das Wirtschaftswunder ein. Das positive Denken der Menschen, das Hochkrempeln der Hemdsärmel, also das Zupacken aller – auch der Politik (ich denke an den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Erhard) – brachte die Wende! Mein „Traum“ von damals konnte wahr werden. Es blieb nicht bei der einen „Null“ und nicht nur beim Motorrad. Bis heute entwickelte sich unser berufliches Wirken zu insgesamt 9 Geschäften mit über 300 Mitarbeitern. All das war aber nur möglich durch das Zu-mir-Stehen meiner damaligen Schulkameradin und noch mehr durch den Zusammenhalt innerhalb unserer Familie. Unsere Kinder und unsere Mitarbeiter standen und stehen immer voll hinter uns !!!
Natürlich hat der liebe Gott auch sein Bestes dazu getan, dass wir einigermaßen gesund und vor allem froh miteinander dies alles meistern konnten. Gerade die momentane Zeit erfordert noch mehr Miteinander und noch mehr Rücksicht aufeinander !!!

Einen nicht unwesentlichen Teil für meinen beruflichen Werdegang – ja, für mein Leben insgesamt -  sehe ich in der damaligen, guten Schulzeit. Durch meinen Beruf konnte ich bis zum heutigen Tag mit dieser Schule immer im guten Geist verbunden sein. Als Ausbilder, als Prüfer und viele Jahre auch als Mitglied der Schulkonferenz habe ich die Geschichte und die großartige Entwicklung dieser heutigen Rudolf-Eberle-Schule – mit deren Namensgeber mich übrigens ein freundschaftliches Verhältnis verband – miterleben dürfen. Bei verschiedenen Aktivitäten entstand zwischen einigen Lehrkräften und mir immer wieder ein hervorragendes Miteinander.

Schön für mich war auch die Besichtigung unseres Betriebes in Rickenbach durch das Lehrerkollegium der Rudolf-Eberle-Schule, mit Herrn Oberstudiendirektor Lücker an der Spitze. Ich finde solche Begegnungen sehr wichtig – einerseits sehen die Lehrerinnen und Lehrer die praktischen Gegebenheiten der Auszubildenden, zum anderen ist der Gedankenaustausch zwischen Theorie und Praxis immer wertvoll.

Ich wünsche der Rudolf-Eberle-Schule weiterhin eine gute Zukunft, allen Verantwortlichen, insbesondere den Lehrern, eine glückliche Hand, dass sie mit Herz und Verstand die heutige Jugend begeistern und ihr das Rüstzeug mitgeben können, dass auch die jungen Menschen von heute empfinden dürfen, wie wichtig eine gute Schulbildung für eine gute berufliche Entwicklung ist. Mit diesem Wissen – gepaart mit einem noch wichtigeren, persönlich-menschlichen guten Charakterbild, werden die jungen Menschen auch die Zukunft in der globalisierten Welt gut meistern können.

Der ehemalige, dankbare Schüler
Ulrich Schmidt, Rickenbach

Interview mit Prof. Heckmann. Das Interview führte OStR Müller

Prof. Hans Günther Heckmann wurde 1930 in Wuppertal geboren. Nach dem Abitur 1950, ebenfalls in Wuppertal, absolvierte er eine zweijährige Lehre in der Papierindustrie, anschließend studierte er bis 1955 BWL und Betriebliches Rechnungswesen mit dem Abschluss „Diplom-Kaufmann“ an der Universität Köln, u. a. bei dem berühmten Prof. Erich Gutenberg und bei Prof. Müller Armack, dem Mitbegründer von Erhards „Sozialer Marktwirtschaft“. Ab 1955 leistete er sein Referendariat in Stuttgart und in Bad Säckingen ab. In Bad Säckingen erhielt er 1957 auch die Anstellung als Studienassessor. Ab 1970 war Herr Heckmann Fachberater für Industriebetriebslehre beim Oberschulamt Freiburg. In dieser Zeit konnte er bei der Gestaltung neuer Lehrpläne, der Entwicklung der „Zentralen Prüfungsaufgaben“, der Einführung der EDV und in der Lehrerfortbildung viele seiner Reformvorstellungen verwirklichen. Seit 1973 bis zu seiner Pensionierung 1995 war er zunächst als Lehrbeauftragter, ab 1975 als Professor für Betriebswirtschaftslehre und Betriebliches Rechnungswesen am Staatlichen Seminar für Schulpädagogik in Freiburg in der Lehrerausbildung tätig. Während seiner Freiburger Zeit unterrichtete er mit einer geringen Stundenzahl auch weiterhin an den Kaufmännischen Schulen in Bad Säckingen. Prof. Heckmann ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bad Säckingen.


Herr Prof. Heckmann, als Sie nach Bad Säckingen versetzt wurden, war das Ihr Wunschort?

Heckmann: Nein, das kann ich nicht sagen, wir wurden damals nicht gefragt und hatten überhaupt kein Mitspracherecht. Versetzt wurde schlicht nach den Bedürfnissen der Kultusbürokratie. Mir zum Beispiel wurde erst samstags in Wuppertal mitgeteilt, dass ich montags meinen Dienst in Säckingen anzutreten hätte. Ich war zuvor noch nie in Baden, geschweige denn in Säckingen, gewesen.

Wie erlebten Sie 1956 die Stadt Säckingen?

Heckmann: Mir hat die Stadt selbst sofort gut gefallen. Schon als Kind hatte ich eine enge Beziehung zum Rhein, deshalb hat mich die Lage der Stadt im Rheintal mit den Bergen auf beiden Seiten sehr angesprochen. Dass ich auch von der Holzbrücke angetan war, brauche ich, glaube ich, nicht extra zu erwähnen.
Als problematischer habe ich die Säckinger selbst empfunden. Die gesellschaftliche Situation im Säckingen der 50ger Jahre möchte ich mit dem Begriff „closed shop“, also „geschlossene Gesellschaft“, charakterisieren. Damit meine ich, dass es Zirkel gab, in denen Neue und Neues, also neue Leute und besonders neue Ansichten, nicht gerade erwünscht waren.
Auch meinen ersten größeren Einkauf in Säckingen werde ich niemals vergessen. Ich wurde mit einem mir damals noch völlig unverständlichen: “Wa wänn Sie?“ nach meinen Wünschen gefragt; der Service war schlecht, die Auswahl dürftig, die Preise dagegen überdurchschnittlich hoch. Geschockt verließ ich das Geschäft mit der Erkenntnis, dass der für mich, als Kaufmann, selbstverständliche Dienstleistungsgrundsatz: “Der Kunde ist König“ sich offensichtlich noch nicht überall in Deutschland herumgesprochen hatte.

 

Was für eine Schule fanden Sie vor?

Heckmann: Das Schulgebäude hat mich positiv überrascht, der Neubau von Prof. Linde war gerade bezogen worden und ich fand eine moderne, gut ausgestattete Schule vor. In Wuppertal z.B., das ja im Krieg stark zerstört worden war, wurde häufig noch in provisorisch eingerichteten Schulräumen oder alten „Pennen“ unterrichtet. Auch deshalb machte diese neue, architektonisch gelungene Schule einen starken Eindruck auf mich.
Der zweite positive Faktor war das Kollegium. Als ich in Bad Säckingen anfing, unterrichteten 6 Lehrkräfte an der Schule, das waren Direktor Heim, Frau Grossien, Dr. Döbele, Dr. Göhler, Dr. Kramer, mit mir neu an der Schule, und Herr Lau. Schon allein wegen dieser geringen Größe herrschte eine sehr familiäre Atmosphäre. Dazu trug aber auch besonders noch Direktor Heim bei, der v. a. für die jungen Kollegen fast so etwas wie eine Vaterfigur war und sich auch privat um sie gekümmert hat.
Mich hat er z.B. nach meinem Assessorexamen persönlich am Bahnhof abgeholt oder auch mal sonntags zum Wandern eingeladen. Oder ein anderes Erlebnis: Wegen der Unsicherheit der Lehrerzuweisung wurde der Stundenplan immer erst im bereits laufenden Schuljahr erstellt, bis dahin wurde nach einem Provisorium unterrichtet. Eine der ersten Fragen von Herrn Heim an mich, als jungen Referendar, war: “Können Sie einen Stundenplan machen?“, und als ich das bejahte, war ich von da an gemeinsam mit Dr. Kramer viele Jahre hindurch für den Stundenplan verantwortlich.

Welche Schularten gab es 1956/57 an der Schule?

Heckmann: Da wäre zunächst die Höhere Handelsschule zu nennen. Sie führte mit zwei Fremdsprachen zur Mittleren Reife und hatte eine Besonderheit, die sog. „Vorklasse“. Die Vorklasse ersetzte das 9. Schuljahr und diente dazu, geeignete Schüler für die Höhere Handelsschule auszuwählen. Die Stundentafel sah unter anderem wöchentlich 8 Std. Englisch, 5 Std. Deutsch und 5 Std. Mathematik vor, wobei bereits eine „5“ das Nichtbestehen bedeutete. Das war ein harter Ausleseprozess, so dass nur wirklich gute Schüler die Höhere Handelsschule erreichten. Ich möchte behaupten, dass die Schüler der „Hö“ ein Niveau hatten, das durchaus mit dem heutiger Abiturklassen vergleichbar ist.

Daneben gab es die zweijährige Handelsschule, auch eine Vollzeitschule, in der mit einer Fremdsprache der Handelsschulabschluss, aber keine Mittlere Reife erreicht wurde.

Im Teilzeitbereich der Kaufmännischen Berufsschule wurde in Industrie-, Großhandels- und Einzelhandelsklassen unterrichtet.

Können Sie sich noch an Ihre erste Unterrichtsstunde erinnern?

Heckmann: Ja, das weiß ich noch genau, ich bin in das Klassenzimmer gekommen und habe einen Schüler, es war Winfried Ays, der spätere Bad Säckinger Stadtrat und jetzige Wallbacher Ortschaftsrat, gefragt, ob er mir einen Kredit über 25.000,-DM geben würde. Das war natürlich eine Fangfrage, denn egal, was er geantwortet hätte, ich konnte seine Antwort in jedem Fall widerlegen. Aber auf diese Art und Weise waren wir in kürzester Zeit mitten im komplexen Stoffgebiet der BWL.
Die betreffende Klasse war meine erste, aber zugleich auch die beste Industriefachklasse, die ich je hatte. Meine damaligen Spitzenschüler können heute auf eine erfolgreiche Berufskarriere zurückblicken:
Hans Strobel aus Wehr als Direktor und Geschäftsführer einer Textil-Fabrik,
Walter Raiber als Prokurist der ehemaligen Ciba, Wehr.
Heinz Wenk als Prokurist der „Brennet“ und als Ortsvorsteher von Wallbach, um nur einige zu nennen.

In welchen Klassen unterrichteten Sie am liebsten?

Heckmann: In den Industrieklassen der KBS und in der Höheren Handelsschule.

Welche Fächer haben Sie unterrichtet?

Heckmann: Neben den kaufmännischen Fächern natürlich noch Englisch, mein zweites Fach, aber auch, der Familientradition folgend, Geschichte und Gemeinschaftskunde.

Wenn Sie an Ihre Schüler oder Referendare zurückdenken, welche Namen fallen Ihnen noch ein?

Heckmann: Ach, das sind sehr viele. Zu vielen ehemaligen Schülern habe ich auch heute noch freundschaftlichen Kontakt und werde häufig auch um Rat gefragt. Oft war ich auch bei der Berufswahl behilflich und habe die meiner Meinung nach dafür begabten und geeigneten Schüler zum Lehrerberuf geführt. Auch fast alle BWL-Lehrer unserer Schule sind durch meine Hände gegangen, angefangen vom Studienreferendar Gawlik zu Beginn der 70er Jahre bis hin zum Studienreferendar Thomann 1995. Ganz besonders möchte ich drei Namen erwähnen: Jörg Eichhorn, Wolfgang Nold und Helmut Overbeck. Sie waren sowohl Schüler als auch später Referendare bei mir.

Wenn Sie Schüler zu Beginn und am Ende ihrer Lehrtätigkeit vergleichen, fallen Ihnen dann Unterschiede auf?

Heckmann: Ja, ich denke, dass in den 50er Jahren der „Herr Lehrer“, gerade auch im Bereich des Hotzenwaldes, noch eine wesentlich größere Amtsautorität hatte als heute. Auch die Schüler waren insgesamt angepasster und zurückhaltender. Ich erinnere mich noch an eine Schülerin, die mich verängstigt auf Alemannisch fragte, ob ich „Tatzen“ geben und „pfetzen“ würde, und sehe noch ihrer Erleichterung, als ich dies als „pädagogischen Schwachsinn“ abtat, nachdem sie mir diese mir bis dahin unbekannte Begriffe und ihre Bedeutung erklärt hatte.
Ohne ein Pauschalurteil abgeben zu wollen, denke ich, dass viele Schüler nicht mehr so leistungsorientiert wie früher, dafür zwar freier, aber leichter ablenkbar und frecher sind.
Dazu hat sicher auch die negative Bewertung des Leistungsgedankens im Zuge der 68er- Bewegung beigetragen. Die Ergebnisse der Pisastudie jedenfalls waren für mich, als Fachmann, nicht überraschend.

Würden Sie aus heutiger Sicht Ihren Beruf als Lehrer nochmals ergreifen?

Heckmann: Ich hatte in Säckingen enge Kontakte zur Industrie bzw. zur IHK, und wenn ich manchmal in Betrieben tätig war, habe ich mir durchaus auch vorstellen können, z.B. in der Wirtschaft Karriere zu machen. Dort geht es aber meiner Meinung nach vor allem um Sachentscheidungen, während der Lehrer eine viel stärkere Verantwortung für Menschen hat, und diese letztere Verantwortung ist meiner Meinung nach die interessantere und größere. Als Lehrer habe ich Menschen geformt, Richtungen aufgezeigt und Einfluss auf Lebenswege genommen, ich denke, das ist es, was zählt!

Herr Professor Heckmann, was wünschen Sie der Rudolf-Eberle-Schule für die nächsten 100 Jahre?

Heckmann: Zu Beginn meiner Lehrtätigkeit bin ich auf einen Spruch von Thomas v. Aquin gestoßen, der mich sehr beeindruckt hat und der mir ein guter Leitfaden für unseren Berufsstand zu sein scheint. Er lautet
Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit ist Grausamkeit,
Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist die Mutter der Auflösung.
Dieser Spruch hing, er war von Herrn Heim kalligraphisch gestaltet worden, während meiner Zeit und seiner Zeit als Direktor im Lehrerzimmer. Ich wünsche ihn mir auch als Motto für die Zukunft der Rudolf-Eberle-Schule.

Herr Professor Heckmann, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

StD Peter Wack: Wie ich an die Kaufmännischen Schulen nach Bad Säckingen kam

Im Frühjahr 1978 erreichte mich an einem Sonntag Abend ein Anruf von Professor Heckmann aus Bad Säckingen. Ich befand mich gerade in der Endphase meiner Referendarsausbildung in Freiburg. Professor Heckmann betreute unsere Ausbildung im Fach Betriebswirtschaftslehre.
Sein Anliegen war so kurz, wie überraschend. „Wollen Sie im Sommer an die Kaufmännische Schulen nach Bad Säckingen wechseln und dort den Unterricht im Fach Datenverarbeitung übernehmen?“ Zunächst erwiderte ich, dass ich im Umgang mit Computern nur sehr geringe Grundkenntnisse besäße. Ferner sei mir so ganz richtig auch nicht bewusst, wo Bad Säckingen nun genau liegt. Und schließlich fragte ich, wie lange meine Bedenkzeit sei. Letzteres bekam ich sofort beantwortet: „Ich muss morgen früh zum Schulleiter in Bad Säckingen und ihm sagen, ob Sie kommen werden oder nicht.“
Ich hatte somit tatsächlich eine ganz Nacht Zeit, um diese schwerwiegende Entscheidung mit meiner Frau zu besprechen. Gegen 1 Uhr nachts rief ich Herrn Heckmann zurück und sagte zu. Daraufhin wurde ich von ihm gebeten, am nächsten Tag ins Auto zu sitzen und nach Bad Säckingen zu kommen, um alles zu besprechen.
Und so stand ich an jenem Montag vor dem Schulleiter Oberstudiendirektor Gübel, der mir eröffnete, dass ich im kommenden Schuljahr unter anderem die Jahrgangsstufen 12 und 13 im Fach Datenverarbeitung zu übernehmen hätte, vorausgesetzt ich würde die Bedingungen für eine Übernahme in den Schuldienst erfüllen. Gleichzeitig eröffnet man mir, dass eine Computeranlage bestellt worden ist, welche ich dann zu betreuen hatte.
Nachdem ich ziemlich kleinlaut den Herren Gübel und Heckmann mitteilte, dass meine Computerkenntnisse nicht so berauschend sind, wurde mir eröffnet, dass ich bereits eine Woche später vom Seminar befreit würde, um an Fortbildungen in Heidelberg teilzunehmen.
Dort saß ich dann auch tatsächlich eine Woche später mitten im Kreis von Studienräten, Oberstudienräten und Studiendirektoren als einziger Referendar und durfte immer wieder erklären, wieso ich in diesen Kreis aufgenommen worden bin.
Am Montag, 31. Juli 1978 musste ich um 8:00 Uhr meinen Dienst antreten, da an diesem Tag die EDV-Anlage, die heute noch in der Schule steht, angeliefert wurde. Gleichzeitig fand auch die Einweisung in die Maschine statt.
Da dies bereits der Beginn meines Dienstes als Studienassessor war, wurde ich an diesem Tag vereidigt und war damit bereits einen Monat früher als vorgesehen, in das Beamtenverhältnis des Landes Baden-Württemberg übernommen worden.
Nach der Vereidigung stellte mir Oberstudiendirektor Gübel den Fachabteilungsleiter StD Ganz vor, der auch für den Stundenplan zuständig war. Ich werde seine erste Frage nie vergessen: „Sie müssen wahrscheinlich auch Samstags unterrichten. Deswegen können Sie wählen, ob Sie dafür den Montag oder den Freitag frei haben wollen.“ Diesen Satz habe ich immer in Ohren, wenn ich heute als Stundenplanmacher ab und zu unerfreuliche Entscheidungen treffen muss.
Inzwischen bin ich fast 25 Jahre an dieser Schule und habe jenen Anruf im Frühjahr 1978 von Herrn Heckmann und die daraufhin getroffene Entscheidung nie bereut.

Christof Berger, Abitur 1979

Christof Berger, Jahrgang 1959, absolvierte nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium Bad Säckingen eine Ausbildung zum gehobenen Verwaltungsdienst, die er mit dem Titel „Diplom-Verwaltungswirt (FH) abschloss. Heute ist er Rechnungsamtsleiter bei der Gemeinde Murg.

Zwischen den Abiturprüfungen im Jahr 1979 und heute liegen etwas mehr als 23 Jahre. Neben den einst gesammelten Erfahrungen eines Schülers sind weitere durch die Berufswelt und das Familienleben hinzugekommen. Deshalb ergab die nach vielen Jahren erneute Auseinander-setzung mit der eigenen Schulzeit neue persönliche Bewertungen der Zeit am Wirtschafts-gymnasium von 1976 bis 1979. Es sind persönliche Gedanken und sind nicht repräsentativ.

Die Zeit davor.
Die Zeit vor dem Wechsel zum WG erlebte ich als Schüler des Scheffelgymnasiums. Ich empfanden das seinerzeit herrschende Klima an der „höheren Lehranstalt“ mit Betonung auf „Anstalt“ tendenziell als befremdend und kalt. Wir hatten unsere eigene Schule leider nur noch als „Sibirien“ in Anlehnung an den 1974 erschienenen „Der Archipel Gulag“ bezeichnet. Nun ergaben sich im Jahr 1976 mehrere (für uns) glückliche Umstände:

  1. das WG wurde rechtzeitig zum neuen Schuljahr 1976/77 fertiggestellt;
  2. die Oberstufenreform wurde im Gegensatz zum Scheffelgymnasium im neuen WG eingeführt;
  3. das Wirtschaftsgymnasium als Einrichtung des 2. Bildungswegs konnte die große Anzahl der „Flüchtlinge“ vom Scheffelgymnasium aufnehmen.

Ich war daher hoch motiviert einen Neuanfang zu starten, es herrschte allgemeine Aufbruchstimmung!

Neuland für alle
Nicht nur wir befanden uns auf Neuland, auch das Lehrerkollegium musste sich tastend den neuen Aufgaben nähern:

  • Zusammenführen von Schülern unterschiedlicher Schulen
    Die Klasse bestand aus einer bunt gemischten Truppe aus Abgängern der Wirtschaftsschu-le, von Realschulen und Gymnasien. Die „Chemie“ untereinander stimmte jedoch von An-fang an und war daher Nährboden für Freundschaften auch über die eigentliche Schulzeit hinaus.

    Der erste Landschulheimaufenthalt im Februar 1977 unternahm die 11A ins winterliche Obersdorf, angeführt von den Lehrkräften Meiswinkel und Gawlik. Bei Trickski-Kursen und abenteuerlichen Rodelfahrten lernten wir gegenseitig noch besser kennen und schät-zen. Dies gilt auch für unseren Slobodan vom Balkan, der die Gruppe während der ganzen Schulzeit mit Einlagen seines serbischen Temperaments bei Laune hielt.
  • Vorbereitung auf das (erste) Abitur
    Dass zu Beginn des Schulbetriebs improvisiert werden musste, ergab sich beispielsweise aus dem Umstand, dass ein eilends aus Schopfheim angeforderter Französischlehrer glaubte, eine Anfängerklasse vor sich zu haben und erkennen musste, dass die Vorberei-tungen auf den Unterricht „für die Katz“ waren, hatten wir ja schon 4 Jahre hinter uns.

Neben der Improvisation war jedoch auch pädagogische „Handwerkskunst“ von allen Lehrkräften gefordert. War ich noch aus früheren Zeiten schon leicht angegraute oder ver-gilbte Manuskripte einzelner (älterer) Lehrkräfte gewohnt, konnte sich hier keiner ent-spannt zurücklehnen. Sämtliche Manuskripte für den Unterricht mussten neu erstellt wer-den. Meiner Erinnerung nach waren alle Lehrkräfte sehr engagiert und motiviert, den größtmöglichen Erfolg mit seinen/ihren Schülern zu erreichen. Besonders erwähnenswert ist das unerschöpfliche Engagement unseres Mathelehrers Ganz, der trotz gegenteiliger pädagogischer Einsicht den Wissensstoff detailliert vorbereitete und „mundgerecht ser-vierte“. Herr Ganz starb leider kurze Zeit nach unserem Abitur. Die Erinnerung an ihn ist fester Bestandteil „meiner Schulzeit“.

So war nach meiner Erinnerung auch jener Mathelehrer für die praktische Umsetzung der Oberstufenreform zuständig. Wenn Probleme auftraten musste nur Herr Ganz befragt werden. So wiederum musste er sich im Mathe-Leistungskurs bei der Auflösung von Formeln  zur Kurvendiskussion an der Tafel gelegentlich den Rat zweier Mathegenies im Leistungskurs einholen, um seinerseits auf Kurs zu bleiben.

Beim Thema Kurven erinnere ich mich mit Schmunzeln an einen kanariengelben Porsche 911 und an die unendlichen Bemühungen des Pädagogen Gawlik, der Damenwelt die Sinnhaftigkeit der „Lohngruppe 0“ zu erklären, nachdem Wortduelle - zur heimlichen Freude der Jungs - diesen Erklärungsversuchen voraus gingen oder dadurch einfach pro-voziert wurden. Es trug jedenfalls zur Aufheiterung bei und hatte mit Sicherheit keine Ne-benwirkungen. Mit seinem 911-er hatte er in dieser Beziehung wohl weniger Probleme.

Zur Vorbereitung auf die Zeit nach der Schule stand die obligatorische Abitursfahrt an, die in der 12. Klasse im Sommer 1978 durchgeführt wurde. Es zog uns natürlich in die Ferne, möglichst in eine Weltstadt (dört isch was los). Frankreich (?).... Paris ...genau! Ob es an der betriebswirtschaftlich orientierten Ausbildung des Erfinders der Lohngruppe 0 lag oder nur wie behauptet am Umstand: „Ich will mich ja noch unterhalten können“ ist offen; wir landeten jedenfalls im deutschsprachigen Berlin. Schön, dass „sein Vorschlag“ sich durchgesetzt hatte, es waren erlebnisreiche Tage. In Erinnerung geblieben sind neben der beklemmenden Musterung durch die östlichen Grenzer am tristen Übergang Alexan-derplatz  eine farbenfrohe Eröffnung der 3. Schwimmweltmeisterschaften mit ISTAF, ein Fußballspiel der Herthaner gegen Kaiserslautern, eine nette Spree-Fahrt und die endlose Suche nach einem frischgezapften Fürstenberg. Die Betreuung der Mädels auf dieser Fahrt erfolgte übrigens durch die Junglehrerin Steck, die den Englisch-Grundkurs unterrichtete und nach der Fahrt auch ganz schön fertig war.

  • neues Schulgebäude
    Neu war nicht nur das Gebäude selbst. Wie geschaffen für die Schüler war die Möglich-keit, ihre Köpfe über das Geländer im Treppenhaus zu strecken. Hier hatte der von uns sehr geschätzter Lehrer und Erfinder der Lohngruppe 0 seine besondere Freude. Er machte es sich zur Lebensaufgabe, dieses Treiben zu unterbinden.


Rückblick mit Respekt und Anerkennung

Über jeden einzelnen meiner damaligen Lehrer ließen sich kleine Episoden erzählen. In den drei gemeinsam zurückgelegten Jahren ergaben sich zwangsläufig Situationen, in denen jeder von uns Stärken und auch kleine Schwächen gezeigt hat. Alle hätten eine besondere Erwäh-nung verdient, denn die Leistungen der damaligen Lehrer verdienen Respekt und Anerken-nung. Nach 20-jähriger Berufserfahrung weiß ich, dass die Bewältigung der neuen Herausfor-derung persönlichen Einsatz über das normale Deputat weit hinaus gefordert haben muss. Die Anstrengungen haben sich gelohnt! Durch sie haben wir günstige Bedingungen erhalten, die dazu beigetragen haben, dass ich mit Freude auf meine Schulzeit im Wirtschaftsgymnasium zurückblicken kann und aus manche(r)m Mitschüler/in doch etwas geworden ist.

 

OStD a.D. Peter Gübel: Die Entwicklung der Rudolf-Eberle-Schule Bad Säckingen vom Schuljahr 1976/77 bis zum Schuljahr 1987/88

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts vollzog sich in der Bundesrepublik Deutschland der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Gerade die Kaufmännischen Schulen haben diesen Prozess mit ihren berufsbegleitenden und berufsvorbereitenden Schularten nachhaltig unterstützt und gefördert. Eine Leistung, die einer breiten Öffentlichkeit kaum bewusst und weder von der Wirtschaft noch von den oberen Schulbehörden genügend anerkannt und gewürdigt wurde.

Der in den 50-er und 60-er Jahren des 20.Jahrhunderts einsetzende Niedergang der damals das Säckinger Wirtschaftsleben dominierenden Textilindustrie und der Produktivitätsfortschritt in der das Einzugsgebiet der Stadt prägenden Landwirtschaft führten zum Wegfall der bisherigen Beschäftigungsgrundlagen. Hier öffneten die Kaufmännischen Schulen den Absolventen der Hauptschule mit der Berufsschule und der dreijährigen Höheren Handelsschule sowie deren Nachfolgerin, der Wirtschaftsschule, den Um- und Einstieg in die vielfältigen Tätigkeiten der Dienstleistungsgesellschaft. Eine neue Qualität gewann das schulische Angebot zum Schuljahr 1976/77 mit der vom damaligen Wirtschaftsminister Dr. Rudolf Eberle nachhaltig unterstützten Einrichtung eines dreijährigen Wirtschaftsgymnasiums. Ihm folgte schon zwei Jahre später die Errichtung des einjährigen Kaufmännischen Berufskollegs I. Damit boten sich jetzt auch für Schüler mit Mittlerer Reife neue Perspektiven für qualifizierte Tätigkeiten in Wirtschaft und Verwaltung und für den Übergang zu weiterführenden Fach-, Fachhoch- und Hochschulen.

Die räumlichen Voraussetzungen für diese neuen Schularten wurden mit der Errichtung eines Erweiterungsbaus Anfang 1976 durch den Schulträger geschaffen, der allerdings, miteinander verzahnt, auch die unter selbstständiger Leitung stehenden Hauswirtschaftlichen Schulen aufnahm, eine organisatorische Lösung, die nach meiner Kenntnis nirgendwo wiederholt wurde. Schon im April 1981 fand die Einweihung der vom Kreis Waldshut gemeinsam mit der Stadt Säckingen erbauten dreiteiligen Sporthalle statt, die endlich auch den Beruflichen Schulen die Erteilung des vorgeschriebenen Sportunterrichts ermöglichte. Außerdem wurden in diesen Jahren ständig Umbauten von Klassenzimmern für den Unterricht in elektronischer Datenverarbeitung und die dazugehörigen Investitionen in neue Computer vorgenommen. Schließlich gelang es mir 1986, die räumliche Entflechtung der ineinander verschachtelten Hauswirtschaftlichen und Kaufmännischen Schulen durchzusetzen und damit klare Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche zu schaffen und das Gemeinschaftsgefühl der Schüler und ihre Identifikation mit ihrer Schule zu stärken. Zum Ende des Schuljahrs 1975/76 trat der langjährige, verdiente Schulleiter, Oberstudiendirektor Josef Heim, in den Ruhestand. Nach kurzer kommissarischer Schulleitung wurde im Januar 1977 Peter Gübel zum neuen Schulleiter bestellt. Zwar verdoppelte sich, auf volle Lehrerstellen umgerechnet, seit meinem Amtsantritt bis zu dessen Ende die Zahl der Lehrer, dennoch war diese Periode durch größte Anstrengungen gekennzeichnet, um wenigstens einigermaßen den Pflichtunterricht zu erteilen, da die Lehrerzuweisung für die Kaufmännischen Schulen durch das zuständige Ministerium im Vergleich zu anderen Schulen, wohlwollend formuliert, höchst stiefmütterlich erfolgte. Ohne Vertreter im Falle eines Schwangerschaftsurlaubs bei einem jungen Kollegium, von Krankheitsvertretern ganz zu schweigen, mit sogenannten Nebenlehrern und von allgemeinbildenden Schulen für jeweils ein Jahr abgeordneten Lehrern einen quantitativ und qualitativ ordentlichen Unterricht zu realisieren, wurde nur möglich durch die hohe Einsatz- und Leistungsbereitschaft der gut harmonierenden Lehrerschaft, ihrem sehr niedrigen Krankenstand und der Bereitschaft, sowohl bezahlte, vor allem aber auch unbezahlte Mehrarbeitsstunden zu leisten.

Die größte und wichtigste Personengruppe der Schule sind ihre Schüler. Gewiss ist es nicht leicht, für eine aus verschiedenen Orten und unterschiedlichen Schulen zusammengesetzte Schülerschaft in einem mit völlig neuen Unterrichtsinhalten befrachteten, kurzen Bildungsgang eine emotionale Beziehung zur Schule zu entwickeln. Zumindest konnten in einer von den meisten Schülern als angenehm empfundenen Schulatmosphäre bei den zentral gestellten Prüfungsaufgaben Leistungen erzielt werden, die den Vergleich mit anderen Kaufmännischen Schulen keineswegs zu scheuen brauchten. Diese positive Einstellung verstärkte sich meist im Nachhinein, wie man bei Klassentreffen erfahren konnte, dass die Schule sogenannten Spätentwicklern noch einmal alle Bildungsmöglichkeiten bis zur Hochschulreife eröffnete, frustrierten Schülern die Chance eines Neuanfangs gab und allen das Rüstzeug für einen erfolgreichen beruflichen Werdegang vermittelte.

Ein besonderes Ereignis in der Geschichte der Schule war der Besuch des damaligen Kultusministers und späteren Bundespräsidenten Dr. Roman Herzog an einem eisigen Februartag 1979. Angesichts der schwachen Konstitution des Hausmeisters griff auch ich zu Pickel und Schaufel, um den Weg zum Schuleingang von Eis und Schnee zu befreien. Dennoch glitt Roman Herzog aus, ich konnte ihn gerade noch auffangen. „Sehen Sie“, meinte er zu mir, „so leicht stürzt ein Minister!“ Dann besichtigte er die im Aufbau befindliche EDV-Ausstattung der Schule, nahm an zwei Unterrichtsstunden teil und genoss schließlich von der obersten Terrasse den Blick auf die historische Altstadt und die dahinter aufragenden Juraberge.

Von herausragender Bedeutung war die Verleihung des Namens „Rudolf-Eberle-Schule“ durch den Kreistag am  17.11.1986. In Anwesenheit der Gattin des verstorbenen Wirtschaftsministers, Frau Gabriele Eberle, von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie von Eltern, Schülern und Lehrern hielt der Minister für Kultus und Sport Dr. Mayer-Vorfelder die Festrede. Weiter sprachen in Vertretung des durch Krankheit verhinderten Landrats Dr. Wütz der Kreisrat Waldenspuhl, Bürgermeister Dr. Nufer und der Schulleiter Gübel. Mit diesem Akt trat die Schule aus dem anonymen Begriff Kaufmännische Schulen heraus und gewann mit dem Namen eines um das Land, die Region und die Stadt Bad Säckingen hochverdienten Mannes eine eigene Identität.

Markus Ehrenfried, Abitur 1994: Meine Schulzeit am Wirtschaftsgymnasium Bad Säckingen

Markus Ehrenfried, Hamburg, Abiturjahrgang 1994

Wenn ich heute – ungefähr zehn Jahre später – auf meine Schulzeit am Wirtschaftsgymnasium der Rudolf-Eberle-Schule zurückblicke, so kann ich spontan sagen, dass es eine schöne Zeit war, die ich in sehr angenehmer Erinnerung habe. Woran das im einzelnen liegt, ist indes weniger leicht zu sagen. Natürlich hatte ich (wie wohl jeder Schüler) meine Lieblingsfächer und andere, die ich weniger oder ganz und gar nicht mochte. Natürlich kam ich mit manchen Lehrern besser aus als mit anderen. Das ist völlig normal. Insgesamt jedoch bin ich immer gerne zur Schule gegangen.
Aber was macht eine gute Schule aus, eine Schule, die man gerne besucht? Was machte „Schule“ damals für mich aus? Schule ist nicht einfach nur Unterrichtsraum plus Lehrplan. Rückblickend erscheint es mir geradezu zweitrangig, was ich gelernt habe, verglichen damit, wie es mir vermittelt wurde. Ein paar Vokabeln mehr oder weniger entscheiden nicht darüber, ob man Spaß an einer Fremdsprache hat und die Anzahl der Formeln, die einem beigebracht werden, hat kaum etwas damit zu tun, ob man Naturwissenschaften spannend findet. Wie bei vielen Dingen ist auch hier häufig weniger mehr. Nur Lehrer, die selbst von ihrem Fach begeistert sind, können ihre Schüler neugierig darauf machen und sie dazu bringen, sich auch außerhalb des Unterrichts damit zu beschäftigen.


„Schule“ – das sind vor allem die Menschen, die das Klima des Zusammenlebens bestimmen, die Lehrerinnen und Lehrer, die Mitschüler, die Sekretärin des Schulleiters, der Hausmeister. Wenn ich mich also gerne an meine Schulzeit erinnere, dann in erster Linie, weil ich mich auf dieser Schule stets freundlich und fair behandelt gefühlt habe, weil wir als Schüler sowohl untereinander als auch zu den Lehrern ein gutes Verhältnis hatten und weil ich das Glück hatte, von Lehrern unterrichtet zu werden, die nicht einfach nur ihren Stoff abgearbeitet haben, sondern persönlich an ihren Schülern interessiert waren.
Nach dem Abitur studierte ich Physik, spezialisierte mich später auf Teilchenphysik und schreibe zur Zeit an meiner Doktorarbeit auf diesem Gebiet am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg. Diese Tätigkeit schließt ein gewisses Maß an Lehrverpflichtungen an der Universität ein und so hatte ich während der vergangenen Jahre mehr und mehr Gelegenheit, „Unterricht“ auch aus der Perspektive eines Lehrers kennen zu lernen. Guten Unterricht zu geben ist weitaus anstrengender, als ich jemals vermutet hätte und häufig fällt es nicht leicht, auf Desinteresse nicht mit Resignation zu reagieren. Damals – als Schüler – war mir nicht bewusst, wie sehr guter Unterricht auch vom Verhalten und Interesse der Schüler abhängt, heute jedoch habe ich größten Respekt vor jenen Lehrern, die sich über Jahrzehnte hinweg immer wieder dazu motivieren, engagiert zu unterrichten. Während meiner Schulzeit an der Rudolf-Eberle-Schule hatte ich zum Glück eine ganze Reihe solcher Lehrer. Ihnen gilt mein Dank.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr scheint mir, dass das, was ich aus meiner Zeit am Wirtschaftsgymnasium mitgenommen habe, viele meiner späteren Entscheidungen mehr beeinflusst hat, als mir zum jeweiligen Zeitpunkt bewusst war. Wenn ich heute sagen kann, dass ich einen Beruf habe, mit dem ich rundum zufrieden bin, so wurden wichtige Weichen dafür während meiner Schulzeit gestellt. Ich weiß, dass viele meiner damaligen Mitschüler von sich das gleiche sagen können. Den jetzigen und zukünftigen Schülern der Rudolf-Eberle-Schule wünsche ich, dass sie ihre Schulzeit auch so erleben, wie ich sie in Erinnerung habe.